L55 | Sander, Margarete | 23.05.1881 - 02.03.1928 |
Margarete Sander
geb. Cohn
geb. 23.5.1881
gest. 2.3.1928
aus: Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 – 1945. Teil I Biographisches Lexikon, Münster ²2001
S. 381
SANDER
Margarethe geb. Cohn
23.5.1881 Dessau - 3.3.1928 MS
Kam mit ihrem Ehemann 1901 nach MS, wo sie 27 Jahre ihres Lebens verbrachte. Sie verstarb im Alter von 47 Jahren nach langem Leiden und wurde auf dem jüd. Friedhof in MS begraben.
S. 380-381
SANDER
Albert
27.12.1869 Burgsteinfurt - Ghetto Warschau
E: Abraham Sander, Handelsmann in Burgsteinfurt, u. Sophia geb. Leiser
G: Henriette ∞ Mosbach (17.9.1868 Burgsteinfurt - USA); Klara ∞ Nathan, Berlin, lebte 1957; Caroline ∞ Simons (11.9.1871 Burgsteinfurt - verschollen); Pauline (* 23.7.1873 Burgsteinfurt); Rieka ∞ Oppenheim, lebte 1957 in Südafrika; u.a. (?)
Kaufmann, Angestellter. Verlegte den von seinem Vater übernommenen Eisen- und Metallhandel 1901 von Burgsteinfurt nach MS. Das Lager verblieb in Burgsteinfurt. 1906 umfaßte das Sortiment Dampfmaschinen, Kessel, Lokomotiven, Kippwagen und Gleise. Er wohnte Industriestr. 22 (um 1906 Eigentum mit Aufwertungshypothek aus dem Armenfonds). Nach dem 1. WK war er Mitglied im "Verein der Kaufmannschaft, Untergruppe Eisen- und Maschinenhandel". Im Februar 1932 meldete er Konkurs an. Es kam zur Zwangsversteigerung des Hauses ohne vollständige Deckung der Schulden. Die Aufwertungshypothek des Armenfonds wurde jedoch nicht ausgeboten. Seine Tochter Sidonie übernahm anschließend den Alteisenhandel, in dem Albert S. weiter als Angestellter tätig war. 1938 drängte die Stadtkämmerei MS wiederholt auf Zahlung der Schulden. Am 15.8.1938 bekundete er Auswanderungsabsichten. Daraufhin bat der Oberbürgermeister die Paßstelle um Mitteilung, "falls demnächst die Auswanderung des Sander (Jude) tatsächlich erfolgen sollte". Wohnte in den 1930er Jahren im Haushalt seiner Tochter Sidonie, Salzstr. 21. Aufgrund des NS-Mietgesetzes vom 30.4.1939 mußte er mit dieser am 5.9.1939 in das "Judenhaus" Viktoriastr. 4 umziehen. Am 9.1.1942 wurde er in das letzte münsterische "Judenhaus" Am Kanonengraben 4 eingewiesen. Da er vermögenslos war, erhielt er ein Geldgeschenk aus dem in Deutschland einbehaltenen Vermögen des Emigranten Max Oppenheim aus Magdeburg, der möglicherweise sein Schwager war. Am 31.3.1942 wurde er zusammen mit seiner Tochter nach Warschau deportiert. Dem gleichen Transport wurde in Hannover Lieselotte Rosenbaum angeschlossen. Nach der Deportation von Albert S. wurde sein Restvermögen von 180 RM vom Deutschen Reich eingezogen.
EHEFRAU
Margarethe geb. Cohn
... [siehe Textzitat oben] ...
KIND
Sidonie (Siddy)
5.8.1902 MS - Ghetto Warschau
Geschäftsinhaberin (1932). Sie wirkte vor dem 1. WK bei Chanukkah-Aufführungen in der jüd. Gemeinde mit. Übernahm nach dem Konkurs des väterlichen Geschäftes und der Versteigerung des Hauses 1932 die Eisen- und Metallgroßhandlung Industriestr. 2. Die Abmeldung erfolgte kurz vor dem Novemberpogrom am 31.10.1938. Da ihr Betrieb verschuldet war und auf die Familie offensichtlich Druck zur Auswanderung ausgeübt wurde, erklärte sie sich im September 1938 bei Umschreibung des Geschäftes auf ihren Vater zur Abtragung von 5 % der Schuldsumme bereit "wenn damit die Angelegenheit erledigt" sei. Sie gab vor, in die USA auswandern zu wollen. Mit ihrem Vater wohnte sie seit 1938 Salzstr. 21, seit dem 4.9.1939 im "Judenhaus" Viktoriastr. 4, schließlich seit dem 7.1.1942 im letzten münsterischen "Judenhaus" Am Kanonengraben 4. Dort war sie mit ihrem Vater zusammen in einem winzigen Raum untergebracht. Am 31.3.1942 wurde sie mit dem Vater nach Warschau deportiert, wo sich ihre Spur verliert.