L56 Platz, Moses
 

Johanna Platz
geb. Koppel
geb. 22.11.1850
gest. 15.2.1928
Moses Platz

aus: Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 – 1945. Teil I Biographisches Lexikon, Münster  ²2001

S. 335-336
PLATZ
Moses  
 
23.7.1850 Gronau - 14.10.1928 MS
Viehhändler. Er zog mit seiner Familie am 13.12. 1895 von Gronau nach MS. Die Familie wohnte Hermannstr. 16 a (1895) bzw. 57 (1928). Er betrieb bis zum 31.12.1922 einen Viehhandel Hermannstr. 57. Im Jahre 1900 unterstützte er den "Verein zur Abwehr des Antisemitismus". Aus Altersgründen lehnte er 1916 die Wahl zum Vorstandsmitglied des "Westfälischen Viehhandelsverbandes" ab. Er verstarb acht Monate nach seiner Frau und wurde neben ihr auf dem jüd. Friedhof in MS bestattet.

EHEFRAU
Johanna geb. Koppel
22.11.1850 Gildehaus/Bentheim - 15.2.1928 MS
Sie zog 1895 mit ihrem Ehemann und sechs Kindern von Gronau nach MS. 1928 verstarb sie mit 77 Jahren und wurde auf dem jüd. Friedhof in MS begraben.

KINDER
Bernhardine ∞ HIRSCH, Arthur
2.3.1883 Gronau - 18.7.1929 MS

Theodora ∞ LEVY, Leo
17.2.1885 Gronau - 1960 Philippinen

Adele ∞ LEVY, Dr. Hugo
11.10.1887 Gronau - 14.10.1944 KZ Auschwitz

Paula
14.10.1889 Gronau - 11.6.1943 KZ Sobibor
Studentin, Lehrerin. 1895 kam sie mit den Eltern von Gronau nach MS. Nachdem sie zuvor ein Jahr von einer Hauslehrerin unterrichtet worden war, wurde sie 1896 in MS in die Vorschule des Ev. Lyzeums eingeschult, beendete die Schulausbildung mit dem Lyzeumsabschluß (Mittlere Reife) und besuchte anschließend das Ev. Höhere Lehrerinnenseminar. 1909 bestand sie das Examen und erhielt die Befähigung zur Unterrichtserteilung an Volks-, Mittleren und Höheren Mädchenschulen. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Hauslehrerin und mehrmonatigem Aufenthalt in Paris zur Perfektionierung ihrer Französischkenntnisse trat sie ihre erste öffentliche Lehrtätigkeit 1915/16 in der Marks-Haindorf-Stiftung an, wo sie als Vertreterin eines an der Front eingesetzten Lehrers die Schüler der "Seminarübungsschule" unterrichtete. Mit dem Ziel, Medizin zu studieren, bereitete sie sich seit Ostern 1916 durch Privatunterricht in Mathemathik, Physik und Chemie auf das Abitur vor und belegte gleichzeitig 1917 einen Kursus zur Vorbereitung auf die "oberreale Ergänzungsprüfung". Am 17.1.1918 bat sie um die Genehmigung, das Abitur in MS ablegen zu dürfen, "da ich hier bei meinen Eltern wohne [Hermannstr. 16a] und der Aufenthalt in einer fremden Stadt bei den Verkehrs- und Lebensverhältnissen der Kriegszeit mit großen Schwierigkeiten verbunden wäre". Sie gehörte im Sommersemester 1917 zu den 340 Frauen, davon drei jüdische, die an der Univ. MS studierten. Nach der Heirat am 12.3.1919 in MS mit dem Rechtsanwalt Dr. Sally Jonas (* 30.10.1880 Borken), Sohn von Herz Jonas und Adelheid geb. Stiel (beide vor 1919 in Mönchengladbach verstorben), verzog sie nach Köln, wo ihr Mann seit 1909 seine Kanzlei hatte. Er gehörte 1933 zu den 80 jüd. Rechtsanwälten im Land- und Amtsgerichtsbezirk Köln und war Kurator des jüd. Reformrealgymnasiums "Jawne". Während des Novemberpogroms 1938 wurde ihr Mann ins Konzentrationslager verschleppt und ihr Besitz vollkommen vernichtet. Daraufhin stellte sie einige Tage später am 18.11.1938 beim jüd. Flüchtlingskomitee in Amsterdam den Antrag auf einen vorübergehenden Aufenthalt in den Niederlanden, da "eine Weiterreise nach England in kürzester Zeit erfolgen kann". Ein Ehepaar in den Niederlanden hatte sich zu ihrer Aufnahme bereit erklärt. Paula P. war vermutlich in dem Kinderheim "Kraybeek" in Driebergen bei Utrecht/NL tätig, wohin deutsche Eltern ihre Kinder als Vorbereitung ihrer Alija, zum Erlernen des Gartenbaus, schickten. Ihr letzter Wohnsitz befand sich in Amsterdam, Plantage Franschelaan 13. Am 8.6.1943 wurde sie vom Sammellager Westerbork ins KZ Sobibor deportiert, wo sie umkam. Sie gehörte einem Transport mit 90 Kindern an.

Jenny (Johanna)
4.3.1892 Gronau - ca. 1979 Philippinen
Buchhalterin. Zog mit ihrer Familie von Gronau 1895 nach MS und unterstützte ihren Vater in geschäftlichen Angelegenheiten. Wohnte u.a. Hohenzollernring 12 (1928) und Melchersstr. 58 (1938). Sie war 1938 beim amerikanischen Konsulat mit der Nr. 24.323 registriert. In der Pogromnacht wurde ihre Wohnungseinrichtung zerstört. Einige Tage später beantragte ein Niederländer für sie und ihre Schwestern Theodora Levy und Adele Levy mit Ehemännern eine Aufenthaltsgenehmigung für die Niederlande. Ende 1938 zog sie in das spätere "Judenhaus" Breul 15 und emigrierte am 11.12.1939 zusammen mit ihrer Schwester Theodora Levy und deren Ehemann auf die Philippinen.

Heinrich
* 17.1.1895 Gronau
Kaufmann. Kam von Gronau am 23.12.1895 nach MS. Am 17.5.1919 verzog er nach Duisburg, wo er bis 1931 lebte.

 


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