L61 | Altmann, Samuel | 14.02.1871 - 05.09.1925 |
Samuel
Altmann
geb. 14. Februar 1871
gest. 5. September 1925
Ein Mann der Arbeit,
des Glaubens und des Wohltuns
Die Lehre des Ewigen
war der Grund seines Wesens.
aus: Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 – 1945. Teil I Biographisches Lexikon, Münster ²2001
S. 54-55
ALTMANN
Samuel
4.2.1871 Schrimm - 5.9.1925 Berlin
E: Koppel Altmann, Schneidermeister, (verstorben vor 1907 Schrimm) u. Rosalie geb. Feuerstein
G: Else ∞ Burin (?) (*7.6.1879 Schrimm); Johanna ∞ Friedmann, Bielefeld, (7.7.1881 Schrimm - 1.11.1939 Bielefeld, Freitod); David (?), Düsseldorf, (31.1.1883 Schrimm - Ghetto Litzmannstadt/Lodz)
Textilkaufmann. Ausgebildet in der Berliner Engros-Damen-Konfektion. Eröffnete mit bescheidenen Mitteln am 1.9.1892 ein Spezialhaus für Damen- und Kinderkonfektion in MS, Salzstr. 21. Dort wohnte er zunächst auch, zog aber vor 1914 zur Warendorfer Str. 26. Aufgrund seiner Fachkenntnisse konnte er die Firma ausbauen und hatte Filialen in Düsseldorf und Norderney. 1893 war er Mitglied des C.V.. Als 22jähriger wurde er 1893/94 förderndes Mitglied des "Vereins zur Abwehr des Antisemitismus." Von 1905 bis mindestens 1923 setzte er sich als Mitglied des Repräsentantenkollegiums für die Belange der jüd. Gemeinde ein. Er unterstützte in großzügiger Weise die jüd. Volksschule und das Lehrerseminar der Marks-Haindorf-Stiftung durch die Schenkung von Büchern, Lehrmitteln und Sportgeräten. 1897 war er Vormund von drei Waisenkindern. Er setzte im April 1915 einen Preis von 500 Mark zur Eindeutschung von Fremdwörtern seines Faches aus. So wurde aus "Raglan" der "Feldherrnschnitt", aus "Façon" die "Form", aus "Saison" die "Hauptzeit". Sein Betrieb zählte beim 25jährigen Geschäftsjubiläum 1917 zu den "führenden Detailgeschäften der Branche in Deutschland". Das Jubiläum wurde angesichts der Kriegszeit in bescheidenem Rahmen gefeiert. Aus diesem Anlaß stiftete er Geld zur Unterstützung des Personals und eine "ansehnliche Gabe für hiesige Arme". Er blieb der jüd. Tradition treu und hielt an den hohen jüd. Feiertagen sein Geschäft geschlossen. 1911 gehörte er dem 1909 gegründeten Ballonsportverein MS-Münsterland an. Im selben Jahr war er Mitglied im "Verein für jüdische Geschichte und Literatur". Während einer Geschäftsreise ereilte ihn in Berlin der Tod im Alter von 54 Jahren. Im Nachruf wurde 1925 hervorgehoben, daß er "durch sein warmes Herz und seinen opferbereiten Wohltätigkeitssinn" viel Segen in der Allgemeinheit wie in der jüd. Gemeinde gestiftet habe. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem jüd. Friedhof in MS.
EHEFRAU
Margarethe (Grete) geb. Goldschmidt
14.5.1881 Elberfeld - 30.6.1942 Südafrika
E: Hermann Goldschmidt, Kaufmann, u. Johanne Cohen
G: Meta (21.10.1877 Elberfeld - Ghetto Litzmannstadt/Lodz); Max, emigrierte in die NL
1919 war sie Mitglied des "Israelitischen Frauenvereins" in MS. Sie führte das Damenkonfektionsgeschäft "für gehobene Ansprüche" nach dem plötzlichen Tode ihres Mannes bis zum 31.3.1930 fort, mußte es jedoch, bedingt durch die Wirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre, verkleinern. Eine Weiterführung erfolgte mit der neuen Inhaberin Henny Uhlmann geb. Rosenbaum in der Bahnhofstr. 20/22 als Fa. "Altmann Damen-Moden". Margarethe A. war seit dem 28.7.1933 wieder Inhaberin, die Geschäftsaufgabe erfolgte endgültig zum 25.8.1938. Bereits 1937 hatte sie praktisch kein Einkommen mehr. Ein Ein- und Verkauf wurde ihr durch die Kennzeichnung der Konfektion mit dem Etikett "Vom Arier zum Arier" im Februar 1938 praktisch unmöglich gemacht. Sie wohnte 1928 Zeppelinstr. 8, anschließend bis Oktober 1935 Hohenzollernring 12, danach bis zur Auswanderung Breul 15. Sie bat am 20.10.1938, drei Wochen vor dem Novemberpogrom, den Oberfinanzpräsidenten in einem Schreiben, von einer Abgabe für das Umzugsgut absehen zu wollen, da sie nur das Allernötigste zur Auswanderung habe anschaffen können und ihre finanziellen Mittel nur knapp für Reise und Fracht reichten. Diesem Anliegen wurde nach der Zahlung von 100 RM stattgegeben. Die Emigration nach Südafrika zu ihrem Sohn erfolgte am 15.11.1938. Als die Berufsgenossenschaft für den Einzelhandel in Berlin am 4.7.1939 von ihr die Zahlung eines Restbetrages von 14,40 RM forderte, war sie bereits elf Monate in Südafrika und hatte kein Vermögen mehr in Deutschland. Sie verstarb am 30.6.1942 in Johannesburg.
KINDER
Karl
1.7.1906 MS - 1993 Südafrika
Kaufmännischer Angestellter. Wuchs Warendorfer Str. 26 auf und war 1914 Schüler der jüd. Volksschule. Er absolvierte anschließend eine kaufmännische Ausbildung bei Firmen in Mannheim, Aachen, Hamburg und Berlin, wo er ein monatliches Einkommen von 250 RM hatte. Als Mitglied unterstützte er 1931 den 1903 gegründeten "Hilfsverein für die jüdischen Taubstummen in Deutschland". Seit November 1932 war er im Damenkonfektionsgeschäft der Mutter tätig, wanderte um 1935 nach Südafrika aus und verstarb 1993 in Johannesburg.
Ruth ∞ STEIN, Karl-Heinz
27.6.1914 MS - 1.8.1990 USA
aus der Korrigenda- und Ergänzungsliste zum Biographischen Lexikon, August 2001:
S. 3
Karl
War am 24.2.1934 als Emigrant in Amsterdam und wurde deshalb verdächtigt, "Greuelnachrichten" über Deutschland zu verbreiten