L16 | Marcus, Rosa | 01.10.1869 - 07.07.1942 |
Hier ruht
mein lieber Mann
Eugen Marcus
geb. 14. Mai 1857
gest. 18. Dez. 1934
Rosa Marcus
geb. Kaufmann
geb. 1. Okt. 1869
gest. 7. Juli 1942
[Das Sterbedatum weicht von den Angaben des Standesamtes ab - siehe Handbuchartikel.]
aus: Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 – 1945. Teil I Biographisches Lexikon, Münster ²2001
S. 288
MARCUS
Rosa (Rosalie) geb. Kaufmann
1.10.1869 Eschweiler - 30.7.1942 MS
E: Noe Kaufmann, Kaufmann in Eschweiler, (* 1825 Eschweiler) u. Johanna/Julie geb. Kaufmann
G: Mathilde (27.8.1861 Eschweiler - 6.9.1942 Ghetto Theresienstadt); Therese ∞ Davids (17.8.1867 Eschweiler - 15.1.1941 MS); Helene ∞ Davids (?); Jenny (?) (*9.10.1871)
Am 23.10.1902 zog sie von Hagen nach MS, Salzstr. 16. Sie war mit Helene Davids Inhaberin der am 4.10.1902 in MS, Salzstr. 16, eröffneten Filiale der "Westfälischen Corset-Manufaktur", die sich als "Special-Corset-Geschäft I. Ranges mit langjähriger Branchenkenntnis" empfahl (4.10.1902). Nach dem Ausscheiden von Helene Davids 1905 wurde ihr späterer Ehemann Mitinhaber des Betriebes, dessen Firmenname beibehalten wurde. Das Ehepaar K. wohnte 1913 Viktoriastr. 7, 1921 Salzstr. 45 und dann Sauerländer Weg 33. Zu Beginn der 1920er Jahre befanden sich die Geschäftsräume Salzstr. 45, seit Mitte der 1920er Jahre Prinzipalmarkt 37, wo sie in der Pogromnacht verwüstet und die Unterlagen vernichtet wurden. Angestellt waren 1936 u.a. Else Goldenberg als Geschäftsleiterin und Lieselotte Davids, deren Ehemann zu 10 % beteiligt war, als Verkäuferin. Auch während der NS-Zeit blieb die Fa. "Helene Davids & Co." das führende Fachgeschäft in MS mit ca. sieben Angestellten. U.a. ließen sich auch die Ehefrau und Schwester des Gauleiters Dr. Alfred Meyer in MS Auswahlware zur Anprobe in die Dienstwohnung (Schloßgebäude) liefern. Rosa M. wohnte nach dem Tod ihres Mannes seit 1937 zusammen mit ihrer unverheirateten Schwester Mathilde Kaufmann Kapitelstr. 24. Wegen Auswanderungsverdachtes wurde am 16.12. 1938 eine "Sicherungsanordnung" gegen sie verfügt, so daß der Erlös aus dem Verkauf ihres Geschäftes (30.11. 1938) auf ein gesperrtes Konto floß und sie hierüber nur begrenzt verfügen konnte. Mit ihrer Schwester verzog sie am 8.3.1939 in das spätere "Judenhaus" Frie-Vendt-Str. 18. Am 24.4.1939 mußte sie im Rahmen der zwangsweisen "Edelmetallabgabe" Tafelsilber und Schmuck bei der Pfandleihanstalt Dortmund abliefern. Im Juli 1940 (9.7. - 29.7.) hielt sie sich knapp drei Wochen in Hannover auf, vermutlich bei ihrer Schwester Mathilde Kaufmann, die dort im Altersheim lebte. Im Rahmen der Zusammenlegung der nach zwei Deportationen noch in MS verbliebenen Juden wurde Rosa M. am 2.2.1942 in das letzte münsterische "Judenhaus" Am Kanonengraben 4 eingewiesen. Eine Woche vor ihrer bevorstehenden Deportation stellte sie für "Anschaffungen und Reparaturen, die anlässlich meiner bevorstehenden Abwanderung erforderlich sind" einen Antrag auf Freigabe von Geld aus ihrem "beschränkt verfügbaren Sicherungskonto". Außerdem schloß sie zusammen mit ihrer Schwester Mathilde Kaufmann für 18.000 RM einen "Heimeinkaufsvertrag" ab, der sie in dem Glauben ließ, sich in ein Altersheim eingekauft zu haben. Der Betrag stammte aus dem Verkaufserlös der Firma und eines Hausgrundstückes in Essen, das ein Neffe ihr bei seiner Auswanderung geschenkt hatte. Einen Tag vor ihrer Deportation verstarb sie (Freitod ?) in der Marks-Haindorf-Stiftung und wurde auf dem jüd. Friedhof neben ihrem Ehemann begraben. In der Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem, haben Angehörige für sie, ihre Schwester Rosa und deren Ehemann einen Hain von mehr als 300 Bäumen zu ihrem Andenken gepflanzt: "In Memoriam M. Kaufmann, Eugen und Rosa Marcus".
S.288
MARCUS
Eugen
14.5.1857 Berlin - 18.12.1934 MS
E: Meyer Marcus u. Therese geb. Deutsch
Kaufmann. Zog nach seiner Heirat 1908 von Köln nach MS. War zusammen mit seiner Ehefrau Mitinhaber - spätere Inhaber waren sein Neffe Alfons Davids und seine Schwägerin Mathilde Kaufmann - des Korsettgeschäftes "Helene Davids & Co.", Salzstr. 45, später Prinzpalmarkt 37. Wohnte Industriestr. 34 (1909), Viktoriastr. 7 (1910) und Sauerländer Weg 33 (1926, 1934). Wurde auf dem jüd. Friedhof in MS begraben.
∞ 1.9.1908 MS
EHEFRAU
Rosa (Rosalie) geb. Kaufmann
1.10.1869 Eschweiler - 30.7.1942 MS
... [siehe Textzitat oben] ...
aus: Korrigenda- und Ergänzungsliste zum Biographischen Lexikon, August 2001
S. 11
MARCUS
Eugen
EHEFRAU
Rosa (Rosalie) geb. Kaufmann
Zu Beginn des Jahres 1914 befanden sich ihre Geschäftsräume Salzstr. 45, seit Mitte der 1920er Jahre Prinzipalmarkt 37.