L130 | Bernstein, Walter | 1893 - 1937 |
Walter
Bernstein
1893 - 1937
aus: Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 – 1945. Teil I Biographisches Lexikon, Münster ²2001
S. 70
BERNSTEIN
Walter
3.10.1893 Dülken/Viersen - 7.7.1937 MS
E: Max Bernstein, Schuhwarenhändler, u. Juliane geb. Willner
G: Leo, Schirmfabrikant (?) in Köln; ein Bruder in Düsseldorf
Getreideagent. Wuchs in Dülken/Rheinland auf und verzog mit der Familie 1913 nach Düsseldorf. Kehrte als Kriegsbeschädigter aus dem 1. WK zurück und wurde mit dem EK II sowie dem Verwundetenabzeichen ausgezeichnet. Am 18.12.1934 erhielt er das "Ehrenkreuz für Frontkämpfer". Seit dem 1.1.1923 betrieb er in MS eine Agentur in Getreide-, Lebens- und Futtermitteln in der Theissingstr. 7. Dort wohnte er bis ca. Frühjahr 1934, verzog dann zur Südstr. 56. Die Hauptgeschäfte wurden zwischen 1926 und 1933 mit Südamerika und Rumänien getätigt. Er war vereidigter Makler der Handelskammer MS. Mit seiner Mitgliedschaft im C.V. unterstützte er den Kampf gegen den wachsenden Antisemitismus. Er wirkte am Aufbau des jüd. Sportclubs mit, nachdem jüd. Sportler aus nichtjüd. Vereinen ausgeschlossen waren. Mit seiner vorherigen Erfahrung als Schiedsrichter beim "Sportclub Preußen Münster 06" leitete er die Fußballspiele bei jüd. Bezirkssportfesten. Den jüd. Kindern und Jugendlichen stellte er sein an der Werse gelegenes Bootshaus zur Verfügung, um diese vor Anpöbelungen zu schützen und ihnen eine Schwimmöglichkeit zu bieten. Schon vor 1935 ging sein Geschäft infolge seiner Krankheit und des Boykotts jüd. Unternehmen stark zurück. Da Walter B. seit vielen Jahren an einer schweren Kehlkopferkrankung litt, befand sich das Kontor zu dieser Zeit in der Wohnung seines Teilhabers Otto Gumprich, Grevener Str. 6. Er wurde in Berlin von Prof. Sauerbruch operiert und bei Kongressen "vorgeführt". Als er am 7.7.1937 in MS starb, wurde in der jüd. Sportzeitung "Der Schild" seine beispielgebende Führung in der Sportbewegung hervorgehoben. Sein Tod sei die Folge seiner im Krieg erhaltenen Verletzung, hieß es. Christliche Nachbarn, die an der Beerdigung teilnahmen, wurden mit hämischen Worten bedacht. Zum 31.3.1938 wurde die Getreideagentur "Bernstein & Co." abgemeldet. Der Teilhaber Otto Gumprich war gezwungen zu emigrieren.