R29 Rosenberg, Isidor
 08.03.1867 - 03.12.1938

Hier ruht
[meine inniggeliebte,
unvergessliche Gattin
und Mutter, Frau
Bertha Rosenberg
geb. Vasen,
geb. den 19. August 1870,
gest. den 13. Mai 1894.]

Isidor Rosenberg
geb. 8. März 1867
gest. 3. Dez. 1938

aus: Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 – 1945. Teil I Biographisches Lexikon, Münster  ²2001

S. 363-364
ROSENBERG
Isidor    

8.3.1867 Rheine - 3.12.1938 MS
E: Aron Rosenberg (verstorben Rheine) u. Therese geb. Meyer (verstorben Rheine)
Viehhändler. Zog von Rheine ca. 1892 nach MS. Seine Wohnungen befanden sich Achtermannstr. 14 (1901), Bahnhofstr. 37 (1903), Windthorststr. 8 und 13 (1911), ab 21.3.1938 Universitätsstr. 1. Er unterstützte 1894 durch seine Mitgliedschaft den "Verein zur Abwehr des Antisemitismus" und 1898 das "Comité für Errichtung eines Asyls für jüdische Kranke und Altersschwache in Westfalen" (Grundsteinlegung 1904 in Unna). War seit der Zeit vor 1914 Inhaber einer Pferdehandlung, die er bis zum 19.6. 1934, Windthorststr. 8 und 13 betrieb. Im April 1916 wurde er zum Vertrauensmann für den "Viehsammelbezirk Stadt- und Landkreis Münster des Westfälischen Viehhandelsverbandes für Großvieh" gewählt. Im Frühjahr 1938 war er Eigentümer eines Grundstückes in Brammerhörn und Besitzer von Bauland in Hamburg-Bramfeld, das großenteils bereits verkauft war. Er verstarb im Franziskus-Hospital an den Folgen eines Schlaganfalls und wurde auf dem jüd. Friedhof in MS begraben.

EHEFRAU (1. Ehe)
Bertha geb. Vasen     
19.8.1870 Ruhrort/Duisburg - 13.5.1894 MS
E: Hermann Vasen u. Dina geb. Stock
Wohnte Schillerstr. 62 (1893) und Achtermannstr. 15. Sie verstarb mit 23 Jahren vier Wochen nach der Geburt ihrer zweiten Tochter, die ebenfalls verstarb, und ist auf dem jüd. Friedhof in MS begraben worden.

∞ 30.12.1900 Essen
EHEFRAU (2. Ehe)
Thekla geb. Mayer
1.7.1877 Essen - 12.2.1941 MS
E: Nathan Mayer (verstorben Chemnitz) u. Rika geb. Buchholz (verstorben Essen)
G: Oskar, Chemnitz; Ludwig, Rechtsanwalt in Berlin-Schöneberg (2.2.1884 - Ghetto Litzmannstadt/Lodz)
Sie war von Essen nach ihrer Heirat 1900 nach MS gezogen, wo sie mehr als 25 Jahre in der Windthorststr. 13 lebte. Sie nahm Gesangsunterricht. Nach der Zahlung von Zwangsabgaben und der Ablieferung ihres wertvollen Schmuckes für den Gegenwert des Bruchgoldpreises am 17.4.1939 an die Pfandleihanstalt in Dortmund, bereitete sie trotz schwerer Erkrankung ihre Auswanderung in die Niederlande zu ihrem Sohn Alfred vor. Ihre Möbel wurden im März 1939 bei einem Spediteur gelagert. Das Ehepaar Carl und Henny Waldeck nahm sie vom 3.4.1939 bis zum 16.3.1940 in deren Wohnung Langenstr. 42, danach bis zu ihrem Tode in der Salzstr. 31 in Kost und Pflege, da sie wegen eines Schlaganfalls und einer Lähmung pflegebedürftig war. Dadurch verhalf sie dem mittellosen Ehepaar zu einem kleinen Einkommen. Am 27.12.1938 wurde ihr Vermögen per "Sicherungsanordnung" gepfändet. Eine Emigration ließ sich nicht mehr verwirklichen. Sie verstarb im Clemenshospital und wurde auf dem jüd. Friedhof in MS begraben. Das Umzugsgut wurde auf Veranlassung der Gestapo versteigert. Aus ihrem Nachlaß beantragte der Rechtsanwalt Dr. Erich Simons im Februar 1942 die Überweisung von 30 RM an die ,Stadtsparkasse in Litzmannstadt, Ernährungskonto der Juden" an ihren dorthin verschleppten Bruder Ludwig. Eine Genehmigung ist nicht überliefert.

KINDER
Else (1. Ehe)
* 13.7.1893 MS, lebte 1968 in den USA
Verzog nach ihrer Heirat am 13.3.1919 in MS mit dem Kaufmann Adolph Cappel (* 25.7.1884 Rheindahlen) nach Elberfeld. Die Ehe wurde 1936 geschieden. Sie konnte in die USA emigrieren. Die Spur ihres geschiedenen Mannes verliert sich im Ghetto Minsk.

Anna (1. Ehe)
19.4.1894 - 25.4.1894

Hildegard (2. Ehe)
25.10.1901 MS - 13.8.1904 MS

Alfred (2. Ehe)
15.1.1903 MS - 31.5.1945 KZ Groß-Rosen, Kommando Wüstegiersdorf/Schlesien
Ingenieur. Besuchte das Städt. Gymnasium und Realgymnasium bis zum Abitur 1921. Er verzog dann von MS nach Hamburg (?). Bereits am 30.5.1930 siedelte er von Berlin in die Niederlande über. Er heiratete Jeanne geb. Wolff (* 12.11.1905 Amsterdam) und hatte einen Sohn Hans (* 21.1.1938 Amsterdam). Seit 1939 lebte er in Utrecht und erwarb die niederländische Staatsangehörigkeit. Zu Beginn der NS-Zeit wurde er von der AEG, bei der er als Diplomingenieur tätig war, entlassen. Am 22.4.1943 wurde er zusammen mit seiner Familie ins KZ Vught-Herzogenbusch/NL überstellt. Seine Frau und sein Sohn wurden am 7.6.1943 ins Sammellager Westerbork verbracht und von dort am 20.7.1943 ins KZ Sobibor deportiert, wo sie umkamen. Alfred R. war in Vught in einer im Lager befindlichen Produktionsstätte der niederländischen Glühlampenfabrik Philips ("Philips-Kommando") beschäftigt (vgl. auch Lore Wertheim). Als Facharbeiter gehörte er zu den letzten jüd. Gefangenen, die im Zuge der Auflösung des Lagers Vught-Herzogenbusch, drei Tage vor der Landung der Alliierten in der Normandie, am 3.6.1944 zusammen mit weiteren 495 jüd. Häftlingen ("Philips-Transport") Richtung Auschwitz deportiert wurden. Er gelangte in das einige Wochen zuvor errichtete Zwangsarbeitslager Wüstegiersdorf/Schlesien, einem Außenlager des KZ Groß-Rosen. Zu den Projekten dieses Lagers gehörten die Errichtung des "Führerhauptquartiers" und unterirdischer Fabriken unter der Direktion der "Organisation Todt, Riese". Bei Herannahen der sowjetischen Truppen wurden die transportfähigen Häftlinge Mitte Februar 1945 evakuiert; Alfred R. starb 23 Tage nach Kriegsende am 8.5.1945 an den Folgen der KZ-Haft.

Walter, Dr. jur. (2. Ehe)
9.4.1907 MS - ca. 1938
Jurist. Besuchte drei Jahre die ev. Vorschule in MS und von 1916 bis zum Abitur 1925 das Städt. Gymnasium und Realgymnasium. Eine Tätigkeit im Bankgewerbe schloß sich 1925 an. Seit dem Wintersemester 1925/26 studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten München und MS. Die erste juristische Staatsprüfung erfolgte am 13.5.1929 am OLG Hamm. Er promovierte 1930 zum Thema "Verlust des Privatklagerechts durch Vergleich" an der Univ. Erlangen. Heiratete am 2.6.1935 Trude geb. Stern aus Rheydt. Emigrierte mit seiner Frau nach England, wo seine Tochter Ellen am 15.8.1937 in London geboren wurde. Im September 1938 hielt er sich in Chemnitz auf. Er verstarb 31jährig (Freitod ?). Seine Ehefrau und seine Tochter lebten 1959 in den USA.

aus:  Korrigenda- und Ergänzungsliste zum Biographischen Lexikon, August 2001

S. 15
ROSENBERG
Isidor
Erhielt am 4.2.1920 das Verdienstkreuz für Kriegshilfe, da er während des 1. WK als Vertrauensmann der Stadt MS nach der Fleischrationierung die Abnahme des Schlachtviehs organisiert hatte.
EHEFRAU (2. Ehe)
Thekla geb. Mayer
Sie nahm Gesangsunterricht und sang am 6.2.1918 in dem Wohltätigkeitskonzert im "Fürstenhof" zugunsten der "Kinderkrippe und Säuglingsfürsorge Münster" u. a. mit Milli Neumark und Else Stern.
KINDER (u. a.)
Walter, Dr. jur. (2. Ehe)
9.4.1907 MS - 8.10.1938
Teilhaber der Firma Friedheim, Chemnitz (1938). Er verstarb 31-jährig "plötzlich und unerwartet auf der Rückfahrt von eine Auslandsreise" (England) in Niewerk/Niederlande nach einem Sturz aus dem Zug.

 


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