L17 | Rappoport, Dora | 09.07.1912 - 28.08.2006 |
Hermann Rappoport
geb. 10.1.1871 gest. 28.2.1932
Luise Rappoport
geb. Schulmann
geb. 12.9.1876 gest. im Konzentrationslager
Minni Rappoport
geb. 20.5.1901 Münster gest. 6.2.1961 Toronto
Ernst Rappoport
geb. 13.2.1899 gest. 19.8.1983
Dora Rappoport
geb. Zahler
geb. 9.7.1912 gest. 28.8.2006
aus: Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 – 1945. Teil I Biographisches Lexikon, Münster ²2001
[Aufgrund der zeitlichen Begrenzung des Lexikons ist kein eigener Lexikoneintrag vorhanden. Unter folgendem Eintrag ist die Person genannt:]
S. 341-342
RAPPOPORT
Ernst
13.2.1899 MS - 19.8.1983 MS
Amtsgerichtsrat (1929), Amtsgerichtsrat "i.R." (1934), Oberamtsgerichtsrat (1954). Er wuchs in MS, Herwarthstr. 7, auf und legte sein Abitur 1917 am Städt. Gymnasium ab. Er begann 1917 sein Jurastudium an der Univ. MS, wohnte in der Kaserne und absolvierte gleichzeitig eine Artillerieausbildung bei der 2. Ersatzabteilung des Feld-Artillerie Regimentes 22 in MS. Als Kriegsfreiwilliger war er in Flandern, erhielt das EK und am 20.12.1934 das "Ehrenkreuz für Frontkämpfer". Er war Mitglied im C.V. und im "Sportclub Preußen Münster 06", für den ihm herausragende Leistungen in der Leichtathletik gelangen. Bei den dritten nationalen Leichtathletikmeisterschaften von Westdeutschland im August 1917 in Recklinghausen errang er im Hochsprung den zweiten Preis und gehörte vermutlich zur Siegerstaffel der 800-Meter Militärstafette seines Regimentes. Mit der Staffel des "SC Preußen Münster 06" siegte er 1926 beim Lauf "Rund um Münster". Als einer der deutschen Vertreter wurde er für die Olympiade 1928 im Stabhochsprung in die engere Wahl gezogen. Er begeisterte sich besonders für den Segel- und Motorflugsport und gehörte der akademischen Fliegergruppe MS an. Am 23.5. 1932 erwarb er den Motor-Flugschein der Klasse A und wurde gleichzeitig Opfer erster antisemitischer Anpöbelungen mit Aufforderung zum Verlassen des Vereins. 1933 warf er für das "Zentrum" Wahl-Flugblätter über MS ab, obwohl der Höhenmesser seines Flugzeuges von rechtsradikaler Seite zur Verhinderung des Fluges ausgebaut worden war. Seit Frühjahr 1933 war Juden die Mitgliedschaft in "deutschen" Sportvereinen verboten. Er gründete daher zusammen mit Louise Gumprich den jüd. Sportclub, der zur RjF-Ortsgruppe MS gehörte. 1929 wurde er zum Amtsgerichtsrat ernannt, doch aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" zum 1.11.1933 aus dem Beamtenverhältnis mit einem jährlichen Ruhegehalt von 2.342 RM entlassen. Aufgrund seiner Begeisterung für den Sport absolvierte er eine sechsmonatige Ausbildung zum Sportlehrer in Dänemark und war danach kurzfristig als solcher von der jüd. Gemeinde Karlsruhe angestellt. Emigrierte 1935 mit einer Einwanderungsgenehmigung der englischen Mandatsregierung als Fluglehrer nach Palästina. Sein Beamtenruhegehalt wurde auf das Sonderkonto I in Berlin zwecks Übertragung nach Palästina eingezahlt. Im Januar 1938 betrugen die Bezüge monatlich 153 RM. Im Auftrag der "Haganah" flog er 1937 nach Polen, um dort Übungsflugzeuge zu kaufen. Er bildete darin für die "Haganah" unter primitiven Verhältnissen erste Piloten in Palästina aus. Bis 1947 gingen fast alle jüd. Flieger durch seine Schule und er wurde als Pionier und ,Vater der israelischen Luftwaffe" bezeichnet. Von Dezember 1947 bis Juni 1950, insbesondere im israelischen Befreiungskrieg 1948/49, flog er Einsätze als Pilot; u.a. unternahm er 1948 lebensrettende Evakuierungen in Kleinflugzeugen für bedrohte Siedler am Toten Meer (z.B. Hanna Uhlmann). 1951 wurde er in das israelische Luftwaffenministerium berufen und Leiter des Flughafens in Tel Aviv. 1953 kehrte er vorübergehend, 1954 endgültig nach MS zurück und war als Oberamtsrichter nach 20jähriger Unterbrechung wieder in seinem alten Beruf tätig. Er bearbeitete Wiedergutmachungsangelegenheiten und wurde als Verkehrsrichter eingesetzt. Im August 1983 ehrte ihn Israel für seine Verdienste um den Aufbau der Luftwaffe sowie seinen selbstlosen Einsatz. Desgleichen wurde sein hohes Berufsethos gewürdigt. Als er wenig später am 19.8.1983 verstarb, wurden in einem Nachruf seine vorbildlichen Charaktereigenschaften betont: Ausgeglichenheit, Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit. Seine Frau Dora geb. Zahler (* 9.7.1912 Bobrka), die in Wien aufwuchs und 1932 nach Palästina emigriert war, engagierte sich nach dem 2. WK in MS in der jüd. Gemeinde, im Sozialausschuß der Stadt und war Schöffin. Allem voran galt ihr Bemühen, Christen und Juden einander näherzubringen und Brücken zueinander zu schlagen. Sie war Mitbegründerin der "Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit MS" und rund 35 Jahre im Vorstand tätig. Die beiden Söhne Dov (* 10.11.1935) und Hermann-Zwi (* 8.4.1946) wurden in Tel Aviv geboren.