L7 Eichenwald, Philipp
 06.08.1863 - 28.02.1940

Frau
Paula Eichenwald
geb. Rosenberg
* 8.3.67, gest. 12.11.37.
Philipp Eichenwald
* 6.8.63, gest. 28.2.40.

 

aus: Gisela Möllenhoff / Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 – 1945. Teil I Biographisches Lexikon, Münster  ²2001

S. 113-114
EICHENWALD
Philipp    

6.8.1863 Billerbeck - 28.2.1940 MS
E: Isaak/Itzig Eichenwald u. Therese geb. Coßmann
Kaufmann, Pferdehändler. 1937, nach der "Arisierung" seines Besitzes, zog er von Billerbeck nach MS. Wohnte zusammen mit der Familie seines Sohnes im späteren "Judenhaus" Hermannstr. 44 (1937). Im März 1939 mußte er im Rahmen der "Edelmetallabgabe" sein Silbergeschirr und seinen Schmuck bei der Pfandleihanstalt Dortmund abliefern. Er wollte Deutschland am 25.8.1939 von Hamburg aus mit dem Schiff Richtung Südafrika verlassen, um zu seiner Tochter Bertha zu gelangen. Um sein Restvermögen nicht dem Staatsfiskus auszuliefern, schenkte er es seinem Sohn Fritz. Philipp E. befand sich schon auf der "Pretoria", konnte aber wegen Ausbruch des Krieges nicht mehr ausreisen und fuhr deshalb nach MS zurück. Die eingezahlten Kosten für die Schiffspassage wurden als fünfte Rate der "Judenvermögensabgabe" eingezogen. Er verstarb ein halbes Jahr später und wurde auf dem jüd. Friedhof in MS beigesetzt.

∞  19.5.1897 MS
EHEFRAU
Paula (Pauline) geb. Rosenberg
8.3.1867 MS - 12.11.1937 MS
E: Simon Rosenberg (10.6.1831 Lübbecke - 1.7.1915 MS) u. Sara geb. Melchior (7.12.1837 Bork/Kr. Lüdinghausen - 13.6.1923 MS)
G: Bertha ∞ Rosenberg (*16.6.1861 Lünen); Bella ∞ Nathan (16.12.1862 MS - 18.10.1939 MS); Elise ∞ Huth (11.7.1864 MS - 5.3.1939 MS); Nikolaus (12.6.1868 MS - 7.11.1942 Ghetto Theresienstadt); Sigismund (25.7.1872 MS - 24.9.1876 MS); Dr. Adolph (6.8.1877 MS - 4.4.1928 MS)
Sie verstarb, kurz nachdem sie nach MS gezogen war, und wurde auf dem jüd. Friedhof in MS beigesetzt.

KINDER
Therese
13.4.1897 Billerbeck - 25.12.1944 KZ Stutthof
Sie wuchs in Billerbeck auf und lebte mit ihrem Ehemann, dem Kaufmann Paul Leyser Kaufmann (* 6.5. 1894 Moers), den sie 1921 geheiratet hatte, in Moers. Sie hatte drei Töchter (Anneliese * 30.3.1922, Margot * 10.7.1925 und Claire * 23.12.1928). Ihr Ehemann war von 1922 bis 1928 Teilhaber des elterlichen Manufaktur- und Modewarengeschäftes "Gebr. Kaufmann". Anschließend gründete er die Fa. "Kaufmanns Gardinen- und Bettenhaus", die 1930 in Konkurs ging. Danach war er Vertreter, bis ihm 1936 diese Tätigkeit von der Stadt Moers untersagt wurde. Aus diesem Grund leitete er mit Unterstützung des "Jüdischen Hilfsvereins" und des C.V. ein Verfahren gegen die Stadtverwaltung ein. Nachdem sein eigenes Vermögen 1937 aufgebraucht war, war die Familie aufgrund der langen Prozeßdauer gezwungen, städt. Wohlfahrtsunterstützung in Anspruch zu nehmen. Ab Juni 1937 wurde ihr Ehemann zu Pflichtarbeiten wie Holzhacken und Sägen bei der Stadtverwaltung herangezogen. Ihm wurden 1937 von der Gestapo "staatsfeindliche Umtriebe" vorgeworfen, und es kam zu einem Zusammenstoß mit SS und SA-Leuten. Von Bekannten vor einer bevorstehenden Verhaftung gewarnt, flüchtete er am 4.7.1937 mit dem Zug nach Amsterdam. Dort wandte er sich wegen Unterstützung bei einer Auswanderung seiner Familie zu Verwandten nach Südamerika oder Afrika an das jüd. Flüchtlingskomitee, falls eine Existenzgründung in den Niederlanden nicht gelänge. Er kehrte später nach Moers zurück. Therese K. wurde mit ihrem Ehemann und der Tochter Claire am 11.12.1941 von Moers nach Riga deportiert. Mit dem Vorrücken der sowjetischen Front 1944 wurde sie in das KZ Stutthof bei Danzig eingeliefert. Durch die Verlegung von über 70.000 Häftlingen war sie dort unter den erbärmlichsten Umständen kaserniert. Vermutlich wurde sie ein Opfer der dort grassierenden Typhusepidemie. Ihr Ehemann kam in Auschwitz und ihre Tochter Claire in Riga ums Leben. Die Tochter Margot Kaufmann lebte vor ihrer Emigration in die USA für ein Jahr in MS.


Fritz (Siegfried)
2.10.1899 Billerbeck - 1.12.1960 MS


Berta  ∞ Cahn
*6.11.1902 Billerbeck, lebte 1960 in Südafrika
Sie war 1918/19 Schülerin der Kath. Höheren Töchterschule. Emigrierte nach Südafrika.

 


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